Im Mai habe ich erstmalig die schweizer Bergwelt entdeckt. Vor einer Reise habe ich immer eine gewisse Vorstellung von der Region, die ich bereisen werde. Die Vorstellung ist natürlich geprägt von den Erfahrungen, die man gemacht hat. Deshalb waren prunkvoll geschmückte Dörfer meine Idee von dem schweizer Kanton Graubünden.
Zu meiner Überraschung habe ich sehr viel Urspüngliches, Klarheit und phänomenale Naturlandschaften vorgefunden.
Die Anreise aus NRW ging schneller als gedacht. In sieben Stunden erreichte ich mein Ziel: das Dorf Trun. Das Dorf liegt in einem Tal zwischen der Stadt Chur und dem Oberalppaß, direkt am Vorderrhein, der unweit des Dorfes entspringt und sich seinen Weg mit gewaltigen Wassermassen in Richtung Nordsee bahnt. Das Dorf ist geprägt von vielen alten schweizer Berghäusern, die bereits im 17 Jh. dort gestanden haben. Oberhalb von Trun auf einer Anhöhe steht eine sehr schön Wallfahrtskirche. Die Kirche thront wie ein Patron über dem Dorf und ist ein guter Orientierungspunkt.
Trun ist ideal, um Wanderungen außerhalb vom großen Tourismus zu unternehmen. Hier in den Bergen umgeben von nichts anderem als klarer Luft, plätschernden Bächen, tosenden Wasserfällen und dem Weitblick über das Tal, lasse ich meine Seele baumeln und genieße das Wandern und anschließend das süße Nichtstun. Freunde verwöhnen mich mit dem klassischen Schweizer Käsefondue – genau richtig nach einem aktiven Tag.
Im Sommer kann man hier in glasklarem Wasser des Vorderrheins baden, nachdem man am Oberalppass zur Quelle gewandert ist.

Unweit von Trun besuche ich das Naturphänomen Rheinschlucht, auch „Swiss Grand Canyon“ genannt. Es ist wirklich erstaunlich und atemberaubend was die Natur hier geformt hat. Der Rhein schlängelt sich zwischen hohen Felswänden. Von einer Plattform aus hat man einen herrlichen Blick über die Schlucht. Im Tal sieht man eine Eisenbahnbrücke. Es verstärkt sich mein Wunsch, irgendwann mal mit dem Glacierexpress hier entlang zu fahren.
Nach den eindrucksvollen Tagen in der Natur reise ich weiter zum Vierwaldstättersee.
Ich wohne in Stansstad direkt am See und kann von hier aus vielfältige Aktivitäten unternehmen. Vor meiner Reise hatte ich geplant mit der Pilatusbahn zum Pilatusgipfel zur fahren. Allerdings war das Wetter mitte Mai dafür noch nicht geeignet. Es lag noch viel Schnee auf dem Pilatus und die Wanderwege waren noch gesperrt. Aber nicht ganz so hohe Gipfel waren schon per Pedes erreichbar und boten traumhafte Ausblicke über den Vierwaldstättersee.

Natürlich habe ich es mir nicht entgehen lassen die Metropole Luzern zu besuchen. Geplant war es von Stansstad mit dem Schiff dorthin zu fahren, allerdings war der Schiffsverkehr zu der Zeit noch auf wenige Fahrten beschränkt und so entschied ich mich die Pünktlichkeit der Schweizer Bahn zu testen. Was soll ich sagen – auf die Minute genau war ich in Luzern. Der Besuch der aus einem Fischerdorf entstandenen großartigen Stadt, sollte auch auf Ihrer Bucket List stehen. Die Atmosphäre gefällt mir sehr. Dieser Mix aus See- und Berglandschaft, die vielen historischen Gebäude, die längste Holzbrücke Europas, der Puls, der in jeder verwinkelten Gasse spürbar ist, macht einfach große Lust auf Entdeckungstour zu gehen, in einem der schönen Cafés innezuhalten, um dann wieder weiter zu schlendern. Hier war ich nicht das letzte mal.
Die beiden Regionen haben mir zwei ganz unterschiedliche Facetten der Schweiz gezeigt. Ich habe beide sehr genossen, sowohl die Ursprünglichkeit in Graubünden als auch das mondäne Leben am Vierwaldstättersee.
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